Zuckerrübenerträge mit Zwischenfrüchten absichern

Ölrettich
Ölrettich als Zwischenfrucht

Der Rübenzystennematode ist in ganz Mitteleuropa einer der bedeutendsten Schädlinge im Zuckerrübenanbau. Wie der Zwischenfruchtbau zur biologischen Bekämpfung des Rübenzystennematoden genutzt werden kann, erklärt Christian Heinrichs vom Pflanzenschutzdienst.

Innerhalb der mit dem Rübenzystennematoden belasteten Parzellen fällt zuerst eine unregelmäßige Jugendentwicklung der Rübenpflanzen auf. Im Juni, wenn die Zuckerrübe ihren Blattapparat aufbaut beziehungsweise aufgebaut hat, können im Feld dann die für Nematoden typischen Schäden beobachtet werden. Besonders bei starker Sonneneinstrahlung mit hohem Wasserverbrauch sind Welkenester, die im Bestand in Arbeitsrichtung verlaufen, zu erkennen. An den Wurzeln der Pflanzen aus diesen Nestern sind oft die weißen, stecknadelkopfgroßen Nematodenzysten - die mit Eiern gefüllten, jungen, befruchteten Weibchen - zu erkennen. Die Stärke der Nematodenpopulation vor dem Rübenanbau und die Jahreswitterung sind ausschlaggebend für die auftretenden Ertragsverluste. Hohe Tagesdurchschnitts- temperaturen während der Vegetationszeit in Verbindung mit knapper Wasserversorgung lassen die Schäden ansteigen. Im Mittel kann man bei 100 Eiern und Larven in 100 ml Boden mit 1 % Minderertrag rechnen. Ab Befallsstufe IV, die bei 1 000 Eiern und Larven je 100 ml Boden beginnt, sind Ertragsverluste von 10 % vorprogrammiert. Die für die Nematodenvermehrung besonders günstige Witterung im rheinischen Anbaugebiet sowie die langjährige Rübenfruchtfolge in den Betrieben spielen die entscheidende Rolle bei der kontinuierlichen Zunahme der Nematodenbelastung.

Resistente Zwischenfrucht

Dank der biologischen Nematodenbekämpfung mit resistentem Ölrettich oder Senf kann jedoch jeder betroffene Landwirt den Zuckerrübenertrag seiner Anbauflächen absichern. Auf die Möglichkeit, speziell im Zwischenfruchtbau eine gute Nematodenbekämpfung zu erreichen, soll im Folgenden gezielt eingegangen werden; siehe dazu auch die Abbildung 1.

Bekämpfung von Rübenzystennematoden durch nematodenresistente Zwischenfrüchte

Bekämpfung von Rübenzystennematoden durch nematodenresistente Zwischenfrüchte

Der richtige Anbau entscheidet letztlich über die spätere Wirkung. Gelingt es in der Praxis nicht, im Zuge der Zwischenfrucht einen wüchsigen, tiefwurzelnden Bestand zu erstellen, kann der Erfolg nur unzureichend sein. Gestützt auf Versuche des Pflanzenschutzdienstes der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen haben sich die folgenden Kriterien als besonders wichtig für einen erfolgreichen Zwischenfruchtanbau herausgestellt:

Bodenbearbeitung zur Zwischenfrucht:

  • Stroh möglichst räumen (besserer Feldaufgang, höhere N-Verfügbarkeit)
  • in Krumentiefe lockern (pflügen sicherer als grubbern)
  • Saatbett rückverfestigen und die Bestellung sorgfältig wie bei einer Hauptfrucht durchführen (schneller und hoher Feldaufgang).

Nährstoffversorgung der Zwischenfrucht:

  • Ausreichendes Nährstoffangebot vor allem mit pflanzenverfügbarem Stickstoff, wie zum Beispiel KAS, bei Getreide als Vorfrucht ist eine Startgabe von 50 bis 60 kg N/ha erforderlich

Zwischenfrucht-Art:

  • Ölrettich wurzelt tiefer und bildet eine größere Wurzelmasse bei früher Aussaat und ist daher leistungsstärker als Senf
  • Senf hat nur eine Resistenz gegen den Rübenzystennematoden, für alle anderen Nematoden ist er zum Teil sogar eine starke Wirtspflanze
  • Senf ist auch Wirtspflanze des Rübenkopfälchens Ditylenchus dipsaci. Auf Befallsflächen darf daher auf keinen Fall Senf angebaut werden
  • Ölrettich zeigt Resistenzen beziehungsweise Toleranz gegenüber weiteren Nematoden
  • Senf bildet kein Speicherorgan im Boden und friert im Winter sicher ab; daher problemloser bei der nachfolgenden Rübensaat

Zwischenfrucht-Sorte:

  • Resistenznote 1 oder 2 (Achtung: Bei Nachbau verringert sich die Resistenz)
  • geringe Wuchshöhe (Arbeitserleichterung beim Mulchen)
  • späte und geringe Blühneigung: Je länger die vegetative Phase ist, um so intensiver ist das Wurzelwachstum
  • geringe Rettichbildung, auch durch hohe Saatstärke zu erreichen

Zwischenfrucht - Saatstärke:

  • Mindestens 160 bis 180 Pflanzen/m² sind für eine intensive Durchwurzelung und gute Unkrautunterdrückung erforderlich. Dabei müssen Tausendkorngewicht (TKG) und erwarteter Feldaufgang (FA) berücksichtigt werden. TKG und Feldaufgang (FA) berücksichtigen:
  • 170 Pflanzen, TKG = 10 g, FA = 70 %, Saatmenge 24 kg/ha
  • 170 Pflanzen, TKG = 12 g, FA = 70 %, Saatmenge 30 kg/ha
  • 170 Pflanzen, TKG = 10 g, FA = 60 %, Saatmenge 28 kg/ha
  • 170 Pflanzen, TKG = 12 g, FA = 60 %, Saatmenge 34 kg/ha

Nur eine frühe Saat bringt den gewünschten Erfolg:

  • Mit Bodentemperaturen von rund 20 °C, die für einen optimalen Larvenschlupf sorgen, kann bei späteren Aussaatterminen nicht mehr gerechnet werden.
  • Auch die Temperatursumme von rund 450 °C, die zur Entwicklung einer Nematodengeneration erforderlich ist, fehlt. So verringert sich der zu erwartende Wirkungsgrad von bis zu 80 % bei einer Juniaussaat auf 40 % bei einer Aussaat Ende August.

Aufwuchsbehandlung und Bodenbearbeitung:

  • Nur ackerbauliche Gesichtspunkte spielen bei der Kulturdauer eine Rolle. In der Vollblüte sollte der Pflanzenbestand gemulcht werden, um einer möglichen Samenreife vorzubeugen.
  • Ob nach der Zwischenfrucht gepflügt wird, hängt vom Boden sowie der Sätechnik zur Folgekultur ab.

Schwadbeprobung durchführen

Bei den Rübenzystennematoden handelt es sich um einen Fruchtfolgeschädling. Da mit keiner, auch nicht der biologischen Bekämpfung die gesamte Nematodenpopulation erfasst und vernichtet   werden kann, steigt die Verseuchung nach der nächsten Wirtspflanze, wie Zuckerrüben, wieder über die Schadschwelle an. Wenn die Fruchtfolge aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus nicht geändert werden kann, müssen biologische Bekämpfungsmaßnahmen in jeder Rotation fest eingeplant werden. Ob dafür die Flächenstillegung mit resistentem Ölrettich, der frühe Zwischenfruchtbau mit resistentem Senf oder Ölrettich oder aber eine resistente Zuckerrübensorte genommen wird, hängt von den Anbaumöglichkeiten und der Versuchungsstärke mit Nematoden ab.

Damit eine gezielte Bekämpfung erfolgen kann, ist es wichtig, dass die Nematodenbelastung auf dem Acker bekannt ist. Bodenproben und nachfolgende Befallsfeststellung sind dafür erforderlich. Bei der Befallsfeststellung können mehrere Wege beschritten werden, um zu aussagefähigen Ergebnissen zu kommen. Zum Beispiel lassen sich die Befallsnester über Luftbilder auf der Parzelle erfassen und nach der Rübenernte gezielt Bodenproben ziehen. Können die Bodenproben nicht gezielt in Krumentiefe bis 30 cm Tiefe gezogen werden, muss jede Mischprobe aus einer großen Zahl an Einzeleinstichen bestehen. Empfohlen werden 200 Einstiche je ha, wobei Bewirtschaftungseinheiten zusammengefasst werden können. Zum Zeitpunkt der Bodenprobenahme darf sich keine Wirtspflanze des Nematoden auf der Parzelle im Anbau befinden. Günstige Zeitpunkte liegen nach der Zuckerrüben- oder Getreideernte bis ins Frühjahr (Getreideschossen) hinein.

Bei der Schwadbeprobung in der von der Lademaus abgereinigten Rübenerde ist wichtig, dass nur das Schwad erfasst wird, eine Mischprobe aus etwa 30 Einzeleinstichen entsteht und die Probe bis zu Untersuchung kühl gelagert wird, da sie sehr viel organische Masse enthält. Erhitzt sich das Probematerial, kommt es zum Absterben der Nematoden und damit zu falschen Ergebnissen. Durch die Probenahme im Reinigungsschwad entfällt der hohe Arbeits- und Zeitaufwand der Feldbeprobung. Der Landwirt erhält weiterhin die Information über die Nematodenbelastung direkt im Anschluss an den Rübenanbau und hat dadurch, bei einer dreijährigen Fruchtfolge, zwei Jahre Zeit, um Bekämpfungsmaßnahmen einzuleiten.

Durch die biologische Bekämpfung des Rübenzystennematoden (Heterodera schachtii) mit hoch resistentem Ölrettich oder Senf können auch die mit Nematoden hoch belasteten Rübenflächen sehr gut saniert werden. Bei einer Aussaat der Zwischenfrüchte Ende Juli kann man davon ausgehen, dass nach acht Wochen die Nematodenbekämpfung weitgehend abgeschlossen ist. Zu diesem Zeitpunkt kann auch der Bestand gehäckselt werden, um eine nicht gewollte Samenbildung zu verhindern. Ertragsdepressionen ausgelöst durch Nematoden können so auch ohne chemische Bekämpfungsmaßnahmen erfolgreich verhindert werden.

Autor: Christian Heinrichs