Die Pflege des Zwischenklauenspaltes: Vermeidung von Fäule und Mortellaro

Abbildung 1: Fäule im Zwischenklauenspalt, mit entzündetem Limax
Abbildung 1: Fäule im Zwischenklauenspalt, mit entzündetem Limax

Abbildung 2: Mortellaro in Verbindung mit Fäule
Abbildung 2: Mortellaro in Verbindung mit Fäule

Abbildung 3: Unbelüfteter Zwischenklauenspalt, von der Außenklaue her zugewachsen
Abbildung 3: Unbelüfteter Zwischenklauenspalt, von der Außenklaue her zugewachsen

Abbildung 4: Trichterförmig gepflegter, selbstreinigender Zwischenklauenspalt
Abbildung 4: Trichterförmig gepflegter, selbstreinigender Zwischenklauenspalt

Dauerhafte feuchte Verschmutzungen des Zwischenklauenspaltes stellen eine große Belastung für die Haut in diesem Bereich dar. Sie zersetzt sich langsam, insbesondere unter Luftabschluß, was zum klinischen Bild der Fäule führt. Da das zersetzte, abgestorbene Gewebe im Zwischenklauenspalt sehr unangenehm riecht, wird die Erkrankung im niederländischen Sprachraum auch als „Stinkpoot“ bezeichnet (Abbildung 1).

Die Gewebeauflösungen müssen dabei nicht auf die äußere Haut beschränkt bleiben, sondern können auch die Unterhaut und weitere, tiefere Strukturen mit erfassen, so dass z.T. schwerwiegende Lahmheiten beobachtet werden. Oft ist die Zwischenklauenfäule am vorderen bzw. hinteren Ende des Zwischenklauenspaltes mit einer weiteren Hauterkrankung, der Dermatitis digitalis („Mortellaro“, Abbildung 2), vergesellschaft. Möglicherweise sind die Fäuleveränderungen der Haut im Bereich des Zwischenklauenspaltes als Wegbereiter anzusehen, die es den verschiedenen bislang gefundenen an der Dermatitis digitalis beteiligten Erregern ermöglichen, im semianaeroben Milieu in die Haut einzudringen.

Um Verschmutzung und Feuchtigkeit im Zwischenklauenbereich zu reduzieren, erscheint es zunächst am naheliegendsten, durch regelmäßiges Abschieben der Laufflächen den Schmutzeintrag zu reduzieren. Dies ist sinnvoll und unbedingt notwendig, führt aber alleine oft nicht zum Erfolg, und bei Tiefstreuhaltung müssen per se auch andere Lösungsansätze gesucht werden.

Die häufigste Klauenerkrankung überhaupt ist derzeit bei uns sicher die Klauenrehe. Neben vielen anderen Veränderungen am Hornschuh kommt es bei der chronischen Reheklaue unter anderem zu blättchenartigen Hornablösungen der inneren Klauenwand in den Zwischenklauenspalt hinein sowie zum Überwuchern des Zwischenklauenspaltes vom Wandhorn der Außenklaue her (Abbildung 3). Dieses lose Horn wirkt im Zwischenklauenspalt wie ein Widerhakensystem für den hineingetretenen Dreck, so dass er dort hängen bleibt und immer mehr verdichtet wird, anstatt beim nächsten Schritt von selbst wieder herauszufallen.

Ziel der Pflege des Zwischenklauenspaltes muss es also sein, einen glattwandigen Trichter als sogenannte Hohlkehlung herauszuarbeiten, der bis an den Grund des Zwischenklauenspaltes also bis kurz vor den Kronsaum) heranreicht, aber nicht zu viel von der eigentlich das Gewicht tragenden Sohlenfläche verbraucht. Dazu wird das Klauenmesser mit nahezu senkrechtem Griffstück angesetzt. Wird das Messer flach angesetzt, so geht meist übermäßig viel Fußungsfläche verloren und die Klaue wird in sich instabil. An der hinteren Außenklaue darf die Hohlkehlung maximal bis zum Druckpunkt des Rusterholz´schen Sohlengeschwüres reichen, um diesen zu entlasten. Falsch wäre es, wenn der Zwischenklauenspalt nach der Pflege noch so eng ist, dass man ohne die Klauen zu spreizen keinen Blick in die Tiefe werfen kann (Abbildung 4).

Ist der Zwischenklauenspalt so hergerichtet, reichen zur unterstützenden Reinigung des Unterfußes einfache Klauenbäder mit z.B. gelöster Kernseife. Von schärferen Reinigungs- und Desinfektionsmitteln ist grundsätzlich abzusehen, da durch sie die Hautläsionen im Zwischenklauenspalt noch verschlimmert werden können, zumindest aber kurzfristig noch schmerzhafter werden, sichtbar im deutlicheren Lahmen der Tiere. Natürlich ist auch die Umweltverträglichkeit dieser Präparate kritisch zu hinterfragen.

Autor: Dr. Peter Heimberg