Hallimasch lässt Bäume und Sträucher sterben

Sie leben unbemerkt im Untergrund und fressen in großen Mengen Bäume und Sträucher: Die Pilze der Gattung Armillaria, besser bekannt als Hallimasch, führen nach Beobachtungen des Pflanzenschutzdienstes der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Jahren immer häufiger zu massiven Schäden an Laub- und Nadelgehölzen. Die Experten im Bonner Labor des Pflanzenschutzdienstes erhalten vermehrt von ratlosen Gartenbesitzern und kommunalen Gartenbau-Verwaltungen Gehölzproben, die ohne erkennbaren Grund  absterben. Weltweit gehören mehr als 40 Pilze der Gattung Armillaria zu den Hallimaschen. Die beiden wichtigsten und gefährlichsten Arten in Deutschland sind der dunkle Hallimasch, der ausschließlich Nadelbäume verspeist, und der honiggelbe Hallimasch, der es auf Laubgehölze abgesehen hat.

Pilzsammler kennen den Hallimasch als Speisepilz, der meistens im Herbst in Gruppen an Fuß oder Stamm von Bäumen und Sträuchern erscheint. Das große Pilzgeflecht des Hallimasch wächst dagegen unbemerkt im Boden und dringt über Wunden oder die Rinde in die Wurzeln der Wirtspflanzen ein. Neben den auffälligen Fruchtkörpern, die seltener zu finden sind, ist bei befallenen Pflanzen unter frisch abgelöster Rinde ein weißes, mattenartig wachsendes Pilzgeflecht zu finden. Diese fächerartigen, flachen Stränge sind ebenso charakteristisch wie schwarze bis drei Millimeter große wurzelähnliche Pilzstränge. Der Hallimasch wächst zwischen Rinde und Holz und zerstört dadurch die Versorgungsbahnen der Wirtspflanzen, das Gewebe wird abgetötet. Junge Bäume, die vom Hallimasch befallen sind, sterben sehr schnell, ältere Exemplare zeigen oftmals nur unspezifische Symptome, zum Beispiel fahlgrüne Nadeln, schüttere Kronen oder einseitige Absterbeerscheinungen, die zunächst auf andere Ursachen hindeuten. Meist befällt der Hallimasch Bäume, die durch andere Faktoren, wie Frost, Trockenheit, Nährstoffmangel oder -überschuss oder andere Erkrankungen, vorgeschädigt sind.
 
Nach Einschätzung des Pflanzenschutzdienstes liegt darin auch die Ursache der zunehmenden Schäden in jüngster Zeit. Nach feuchten Jahren hatten die Pflanzen im Jahr 2003 Trockenstress, im Frühjahr dieses Jahres gab es wiederum Stress durch starke Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht bei gleichzeitig schwankender Wasserversorgung. Eine Bekämpfung der Pilze ist nicht möglich. Befallene Pflanzen müssen möglichst mit allen Wurzeln ausgegraben und entsorgt werden. Auch Baumstümpfe dienen als Nahrungsgrundlage und sorgen für die weitere Verbreitung. Alle Maßnahmen, die die Wuchskraft von Gehölzen stärken, wie Bewässerung, Düngung, fachgerechter Schnitt und Wundpflege beugen dem Hallimaschbefall vor.

In der Waldökologie spielt der Hallimasch eine wichtige Rolle, weil er totes Holz entsorgt und dessen Bestandteile wieder dem Nährstoffkreislauf zuführt. Unter günstigen Bedingungen kann der Hallimasch gewaltige Ausmaße erreichen. So ist aus Oregon ein Exemplar des dunklen Hallimasches bekannt, das mit einer Ausdehnung von neun Quadratkilometern und einem geschätzten Gewicht von 600 Tonnen das größte Lebenswesen auf der Erde sein dürfte.

Pressemeldung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen vom 08.09.2004