Mariä Geburt sind de nüete guet

Haselnüsse (Coryllus avellana)
Haselnüsse. Foto: Wolfgang Wendefeuer, piclease

"Mariä Geburt sind de nüete guet und trecket de Schwalben furt", weiß der Bauernkalender zu berichten. Auf Hochdeutsch: Maria Geburt sind die Nüsse gut und die Schwalben ziehen fort. Am 8. September wird das Wiegenfest der heiligen Maria gefeiert. Zu diesem Zeitpunkt sind in der Regel an den Haselsträuchern die Nüsse ausgereift, die mit nüete gemeint sind. Wie die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen mitteilt, ist die Hasel - übrigens ein enger Verwandter der Birke - ein weit verbreiteter Begleiter der heimischen Stieleichen- und Hainbuchen-Wälder sowie auch auf jeder westfälischen Wallhecke zu finden.

Anfang September sind die ölhaltigen Samen, die Haselnüsse, reif. Sie liefern energiereiches Winterfutter für zahlreiche Tiere des Waldes, wie Eichhörnchen, Mäuse, Vögel. Sie tragen durch ihre eifrige Sammelaktivität auch zur Verbreitung dieser Strauchart bei, weil sie viele Nahrungsdepots nicht wiederfinden und an diesen Stellen neue Nuss-Sträucher wachsen. In der nacheiszeitlichen Wiederbewaldungsgeschichte des Landes spielte die Haselnuss eine bedeutende Rolle. Der Zeitraum zwischen 7 000 und 5 000 v. Chr. war durch haselreiche Eichenmischwälder geprägt. Der Strauch wird 60 bis 80 Jahre alt.

Auch als Magie-, Zauber- und Heilpflanze wird der Hasel häufig erwähnt: In alemannischen Gräbern fand man Nüsse, möglicherweise als Symbol für Unsterblichkeit. Im alten Rom wurden frisch Vermählte mit Haselnüssen als Symbol der Fruchtbarkeit beschenkt. In das Fenster gesteckte Haselruten sollen vor Blitz und Unwetter schützen. Wer in der Walpurgisnacht am 30. April einen Haselzweig schneidet und bei sich trägt, zieht sich weder Dorn noch Splitter ein. Wer Haselzweige kreuzweise in den Stall legt und darauf das Futter für das Vieh aufbewahrt, verhütet Schaden in Scheune und Stall.

Die Haselnüsse, die wir auf dem Weihnachtsteller finden, stammen jedoch nicht aus heimischen Wäldern, sondern überwiegend aus italienischen, süd­osteuropäischen oder kalifornischen Plantagen.

Pressemeldung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen vom 07.09.2005