Bauern klagen über Feldklau

Gärtner bei der Radieschenernte

Bauern in Nordrhein-Westfalen klagen immer häufiger darüber, dass andere die Früchte ihrer Arbeit ernten, ohne dafür zu bezahlen. Der Diebstahl landwirtschaftlicher Produkte hat nach Einschätzung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Geklaut wird fast alles, was Landwirtschaft und Gartenbau zu bieten haben. Besonders beliebt sind zurzeit Erdbeeren, Kopfsalat, Kohlrabi und Kartoffeln. Aber auch Blumen und Jungpflanzen finden immer öfter Liebhaber, die sich zum Nulltarif bedienen. Besonders gefährdet sind nicht etwa Felder in einsamen Gegenden, wo der Feldklau ohne Zeugen möglich wäre, sondern vor allem verkehrsgünstig gelegene Flächen. Besonders gerne wird am Rande von beliebten Jogger- oder Radfahrerrouten geklaut.

Die Motive der Täter sind häufig unklar. Hunger, wie in der Nachkriegszeit oder Engpässe beim Haushaltsgeld kommen kaum in Frage, denn Gemüse gibt es im Handel und in Bauernhofläden heute reichlich in bester Qualität und zu günstigen Preisen, die kaum geeignet sind, eine Straftat zu rechtfertigen. Landwirte, die Diebe auf frischer Tat ertappen, berichten, dass schon das äußere Erscheinungsbild und das für die Tat verwendete Fahrzeug häufig darauf hindeuten, dass es sich bei den Tätern nicht um die Ärmsten handelt. Vielen fehlt jedes Unrechtsbewusstsein und so müssen sich Landwirte immer wieder „ist doch genug da“ oder „ist doch nur für mich“ anhören.

Betroffene Bauern sind sauer, denn die Gewinnspannen gerade im Gemüsebau sind aufgrund des knallharten internationalen Wettbewerbs äußerst gering und lassen keinen Raum, großzügig Schwund einzukalkulieren. Hinzu kommt, dass neben dem eigentlichen Schaden durch die entwendeten Produkte häufig weitere Schäden durch Zertrampeln von Pflanzen, Beschädigung von Bäumen und Sträuchern oder auch durch das Befahren der Felder mit Fahrzeugen entstehen.

Die Möglichkeiten zur Abwehr des Feldklaus sind äußerst beschränkt. Die Polizei nimmt Anzeigen zur Kenntnis, verzichtet aber in der Regel wegen des im Einzelfall geringen wirtschaftlichen Schadens auf eine weitere Verfolgung. Einzäunen der Flächen ist wirtschaftlich nicht sinnvoll. Die Feldhüter, die vielerorts noch bis in die 60er Jahre im Auftrag der Gemeinden für Sicherheit und Ordnung in der Feldflur sorgten, sind längst im Ruhestand.

Pressemeldung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen vom 28.06.2006