Bildungsgipfel in Münster-Wolbeck

Bundes-Landwirtschaftsministerin Aigner und NRW-Landwirtschaftsminister Uhlenberg besuchen Ausbildungszentrum der Landwirtschaftskammer

Zu einem Bildungsgipfel zwischen Bund und Land Nordrhein-Westfalen sowie den zuständigen Verbänden und der Landwirtschaftskammer trafen sich Bundes-Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner und ihr nordrhein-westfälischer Kollege Eckhard Uhlenberg im Gartenbauzentrum Münster-Wolbeck der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Die beiden Minister sehen in den grünen Berufen hervorragende Zukunftsaussichten für junge Menschen. In Wolbeck sprachen Aigner und Uhlenberg mit Schülern und Lehrlingen über die Berufsperspektiven in Landwirtschaft und Gartenbau und diskutierten mit Verbänden und der Landwirtschaftskammer die aktuellen politischen Themen der Agrarwirtschaft. Der Ort war gut gewählt, wie die Anwesenden aus den Ausführungen von Landwirtschaftskammer-Präsident Johannes Frizen erfahren konnten.

Bundesministerin Ilse Aigner zu Besuch in Münster-Wolbeck
Johannes Frizen (l.), Präsident der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, begrüßt die Besucher in Münster-Wolbeck.

Beeindruckende Zahlen vermeldete Präsident Frizen bei der Begrüßung. Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen betreut zurzeit 10 124 Auszubildende in den Berufen der Agrarwirtschaft. Mit 5 400 Lehrlingen entfällt die Hälfte auf den Gartenbau und 1 400 auf die Landwirtschaft. „Dabei legen wir ein großes Augenmerk auf die vielen Betriebe, die trotz der Wirtschaftskrise ihr Ausbildungsengagement fortsetzen und zur Sicherung des künftigen Flächenbedarfs beitrage“, stellte Frizen ein Lob in Richtung der ausbildungswilligen Betriebe aus.

Das Gartenbauzentrum stellte Schulleiter Dr. Ulrich Reul vor. Er verwies unter anderem auf die etwa 5 400 Auszubildenden, die jährlich eine Ausbildungswoche in Wolbeck absolvieren, wo die überbetriebliche Ausbildung im Gartenbau landesweit konzentriert wurde.

„Unser Kapital ist der qualifizierte Nachwuchs“

Die Landwirtschaftskammer kümmert sich als Träger von Fachschulen für Agrarwirtschaft auch intensiv um die Fortbildung des Berufsnachwuchses. Wie Frizen weiter ausführte, stehen auch die grünen Berufe angesichts des immer schärfer werdenden Wettbewerbs vor immer größeren Anforderungen, Neuerungen und Herausforderungen. „Sie haben nur dann eine Zukunft, wenn sie entsprechend gut aufgestellt sind“, sagte er. Unser Kapital sei und bleibe da der qualifizierte Nachwuchs, „und das sollte deshalb ein wesentliches Kriterium sein, das wir heute herausstellen wollen“.

Im Anschluss an die Begrüßung konnten sich die Minister bei einem Rundgang durch das Gartenbauzentrum ein Bild über den Ausbildungsstand der Schüler und Auszubildenden machen. In einem Klassenraum sprachen Aigner und Uhlenberg mit Schülern einer Landwirtschaftsklasse, die sich einzeln vorstellten. Einheitlicher Tenor der Aussagen der Schüler: Sie wollen ihren eigenen Betrieb weiter nach vorne bringen und besuchen deshalb die Landwirtschaftsschule. Die angehenden staatlich geprüften Betriebswirte beeindruckten die Minister wohl auch mit ihren bereits absolvierten oder geplanten Auslandsaufenthalten in Neuseeland, Australien oder Kanada.

Bundesministerin Aigner mit Schülern der Fachschule

Bundesministerin Aigner mit Schülern der Fachschule

Bundesministerin Aigner mit Schülern der Fachschule
Bundesministerin Ilse Aigner, eingerahmt von Kammerpräsident Johannes Frizen (l.) und Minister Eckhard Uhlenberg, nahm sich Zeit, mit den Fachschülern aktuelle agrapolitische Fragen zu diskutieren.

Von „Lieblingsthemen“ und anderen aktuellen politischen Fragen

Nach den Landwirtschaftsfachschülern kamen die Auszubildenden aus dem Gartenbau an die Reihe: Aigner und Uhlenberg gingen in die Überbetriebliche Ausbildung und ließen sich von den Garten- und Landschaftsgärtnern über das Pflanzen von Gärten oder den Bau von Steinornamenten oder Pflastern im Straßenbau unterrichten.

Rundgang durch das Gartenbauzentrum
Kurzer Zwischenstopp beim Rundgang durch das Gartenbauzentrum Münster-Wolbeck: Schulleiter Dr. Ulrich Reul erklärt Kammer-Präsident Johannes Frizen, Ministerin Ilse Aigner und Minister Eckhard Uhlenberg (von links) die unterschiedlichen Stationen in der Überbetrieblichen Gartenbau-Ausbildung in Wolbeck.

In der Steinhalle des Überbetrieblichen Ausbildungszentrums
In der „Steinhalle“ des Gartenbauzentrums ließen sich die Besucher angeführt von Ministerin Ilse Aigner und Minister Eckhard Uhlenberg von Ausbilder Ulrich Thieskötter (3. von rechts) die Arbeiten der Garten- und Landschaftsbauer erklären.

Zum Abschluss des Tages stand eine Podiumsdiskussion unter Leitung von Dr. Karl-Heinz Tölle, dem neuen Chefredakteur des Landwirtschaftlichen Wochenblattes Westfalen-Lippe, auf dem Programm. Der Moderator konnte neben den Ministern und Präsident Frizen hierbei auch den Präsidenten des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes und zugleich Vizepräsidenten des Deutschen Bauernverbandes, Franz-Josef Möllers, sowie den Präsidenten des Zentralverbandes Gartenbau und zugleich Präsidenten des Landesverbandes Gartenbau Westfalen-Lippe, Heinz Herker, begrüßen.

Bei der Podiumsdiskussion, bei der auch die Schüler und Auszubildenden mit diskutierten, ging es quer durch den Garten der aktuellen Politikbereiche: Gentechnik, Biogas, nachwachsende Rohstoffe, erneuerbare Energien oder der Flächenverbrauch in der Landwirtschaft. Hier machte vor allem Minister Uhlenberg bei seinem „Lieblingsthema“ deutlich, dass er es nicht mehr hinnehmen werde, dass täglich allein in NRW 15 Hektar fruchtbarer Boden der Landwirtschaft verloren gehe. „Es müssen die Ortkerne verdichtet werden, statt immer neue Bau- und Gewerbegebiete an den Ortsrändern zu errichten“, forderte Uhlenberg.

Bei der Lebensmittelkennzeichnung sprach sich Ministerin Aigner für eine klare Kennzeichnung aus: „Der Verbraucher wird am Ende entscheiden, ob er das Produkt kauft oder nicht.“ Präsident Möllers forderte faire Voraussetzungen innerhalb der produzierenden Landwirtschaft in der EU. Mit einer Prozesskennzeichnung sollte die Flucht nach vorne angetreten werden. Präsident Herker lobte die Ausbildung in NRW. Bereits in den Kindergärten würden beispielsweise Kindergärtner über Blumen und Pflanzen unterrichtet. Bei dieser Aktion ist übrigens Ilse Aigner Schirmherrin.

In Münster-Wolbeck studieren 86 junge Menschen an der Fachschule für Landwirtschaft. In Nordrhein-Westfalen sind es 807 Studierende, die an den sieben Fachschulen für Landwirtschaft und Gartenbau der Landwirtschaftskammer unterrichtet werden.

Bericht und Fotos: Uwe Spangenberg