Nitratdienst September 2017

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Zwischenfruchtmischung

Nitratdienst: Durchschnittliche Niederschläge, mäßig warme Temperaturen

Selten gab es langanhaltenden Landregen, der die Regionen gleichmäßig mit Niederschlag versorgt hätte. Der Regen fiel daher oft klein-regional sehr unterschiedlich intensiv aus. An einzelnen Wetterstationen am Niederrhein, dem nördlichen Rheinland sowie dem West- und Südwestmünsterland konnten in vielen Fällen nur knapp 50 mm Wasser gesammelt werden, wohingegen im südlichen Rheinland, dem Bergischen Land und Sauerland durchaus Mengen von über 100 mm zusammenkamen. Dazwischen gab es jedoch einige Abweichungen von diesen allgemeinen Beobachtungen. Immerhin fielen die Niederschläge relativ gut verteilt innerhalb der Beobachtungperiode.

Ein niederschlagsfreies Zeitfenster gab es in der zweiten Augustdekade. Sieht man von regionalen Unterschieden ab, konnten im Juli und August die zuvor meist entleerten Böden weiter mit Wasser aufgefüllt werden. Verlagerung von Nitratstickstoff aus der Krume in tiefere Bodenschichten sowie Sickerwasserverluste dürften eher die Ausnahme dargestellt haben. Die Temperaturen waren innerhalb der vier Wochen mäßig warm. Die Tagestemperaturen lagen zwischen 20 und 30 °C mit nur kleinen Amplituden. Die Nachttemperaturen waren mit durchweg 10 bis 20 °C zum Teil schon recht frisch. Die letzten Tage des Beobachtungszeitraums zeigten sich pünktlich zum meteorologischen Herbstanfang durchaus herbstlich.

Wassermangel im Mais

Die bestehenden Sommerungen hatten das Wasser, welches ihnen angeboten wurde, dringend nötig. Insbesondere einige Maisstandorte brachten phasenweise ihren Wassermangel dadurch zum Ausdruck, indem die Pflanzen anfingen, ihre Blätter zu rollen. Die Verdunstungsfläche der Sommerrungen ist aktuell maximal und damit ist auch der hohe Wasserbedarf gegeben. Bei hohen Temperaturen ist die Evapotranspiration, also die oberflächliche Verdunstung, bevor das Wasser in den Boden eindringen konnte, besonders hoch. Solche Tage waren allerdings eher selten in letzter Zeit. Der einigermaßen trockene Zeitraum in der zweiten Augustdekade wurde vielfach genutzt, um Kartoffeln zu ernten, den Boden für die Neuansaaten zu bearbeiten und Winterraps und Zwischenfrüchte auszusäen. Mit den Niederschlägen im Anschluss und dem mineralisierten und teilweise mit einer Düngung zugeführten Stickstoff ergeben sich für die neu etablierten Kulturen gute Bedingungen für das Auflaufen und Jugendentwicklung.

Limitierte Düngung und Aufzeichnungspflicht

Eine Düngung mit Stickstoff ist seit Inkrafttreten der neuen Düngeverordnung in NRW nur noch zu Winterraps, Winterzwischenfrüchten, Feldfutter und Wintergerste jeweils nach der Vorkultur Getreide zulässig. Außerdem müssen die drei zuerst genannten Kulturen bis spätestens 15. September und die letztgenannte bis zum 1. Oktober ausgesät sein. Mehrjährige Feldfutterkulturen dürfen ebenfalls gedüngt werden, wenn diese bis zum 15. Mai ausgesät wurden. In allen anderen Fällen beginnt die Sperrfrist nach Ernte der letzten Hauptfrucht. Die maximal zulässige Stickstoffmenge beträgt - wenn in im gleichen Jahr keine Nutzung erfolgt - in allen Fällen 30 kg/ha NH4-N oder 60 kg/ha Gesamt-N, je nachdem, welcher Wert zuerst mit dem Düngemittel erreicht wird. Bei einer Düngung gilt jedoch im Grundsatz immer der bedarfsgerechte Ansatz. Bei den oben genannten Konstellationen ergibt sich grundsätzlich ein N-Düngebedarf.

Neu ist außerdem, dass die Herleitung des Düngebedarfs nach einem festen Schema dokumentiert, also aufgezeichnet sieben Jahre lang, aufbewahrt werden muss. Formblätter dafür gibt es auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer NRW, www.landwirtschaftskammer-nrw.de, unter Infos zur neuen Düngeverordnung.

Ausreichende Stickstoffversorgung

Auch innerhalb des Referenzflächenpools wurden viele der benannten Kulturen entsprechend gedüngt. Aber bereits zuvor wurde durch die Bodenbewegung während der Saatbettbereitung und Aussaat Stickstoff in der Krumenschicht mineralisiert und steht jetzt zusätzlich zur Verfügung. Die Feuchtigkeit in Kombination mit dem eingebrachten Sauerstoff und den vorherrschenden Temperaturen haben gute Bedingungen für die mineralisierenden Mikroorganismen geschaffen. Welches Mineralisationspotenzial vorhanden ist, erkennt man beispielsweise an der ungedüngten Winterraps-Fläche in Lichtenau nach Winterweizen (Strohverbleib), wo sich der Nmin-Wert von zuvor 46 auf 82 kg/ha annähernd verdoppelt hat. Auch die noch in der Bodenbearbeitung befindlichen Flächen stellen einen guten Gradmesser dar. Fast ausnahmslos sind hier die Nmin-Werte im Vergleich zum Vormonatswert angestiegen. Durch die teilweise sehr frühe Ernte von Wintergetreide in diesem Jahr, insbesondere der Wintergerste, sind Zwischenfrüchte teilweise sehr früh ausgesät worden und entsprechend weit entwickelt. Im Münsterland, wo die Ernte besonders früh stattfand, ist jetzt bereits blühender ZF-Ackersenf zu beobachten. Solch weit entwickelte Bestände haben auch entsprechend viel Stickstoff während ihres Wachstums aufgenommen. Gute Beispiele stellen hier die mit Ackersenf bestellte Fläche in Goch-Pfalzdorf (von 125 auf 32 kg/ha Nmin) und die mit ZF-Gras bestellte Fläche in Hamminkeln (von 135 auf 23 kg/ha Nmin) am Niederrhein dar, die zuvor auch beide gedüngt worden waren.

Unter den Maisflächen bildet sich, wie bereits im Vormonat zu beobachten war, ein nach wie vor sehr heterogenes Bild der Nmin-Werte ab. Zwischen unteren zweistelligen (z.B. Stadtlohn, 26 kg/ha Nmin) bis hin zu höheren dreistelligen Werten (wie Neukirchen-Vluyn, 139 kg/ha Nmin) ist so gut wie alles vertreten. Auffällig ist jedoch, dass die unterste beprobte Bodenschicht (60 bis 90 cm) auffällig niedrige Nmin-Werte aufweist. Ein damit verbundenes Phänomen war in den letzten Wochen teilweise bei großrahmigeren Maissorten in den nördlichen und westlichen Landesteilen auch auf besseren Böden zu beobachten, wo die Pflanzen auf Stickstoffmangel, ausgedrückt in Vergilben der unteren, älteren Blätter, gezeichnet haben. Zur Erklärung dient die Entwicklung der Witterung während der Wuchsperiode: Zu Beginn war es verhältnismäßig lange trocken und warm (inklusive der Nächte), sodass die Pflanzen schnell und früh sehr tiefe Wurzeln gebildet haben. Der Stickstoff jedoch hat aufgrund mangelnden Niederschlages und Wasser-entleerter Böden weitestgehend lange in der Krumenschicht verharrt und nicht nachgerutscht, weshalb sich im Nachgang die Mangelsymptome eingestellt haben.

Autor: Holger Fechner